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Mittwoch, 26. März 2014

Thailand - Geschichten von Peter in Suiten und Hans dem Schneider

Mein Aufenthalt in Thailand neigt sich nun leider auch dem Ende zu. Genauer gesagt meine 3 Tage in Bangkok gefolgt von 4 Tagen auf Ko Samui.

Wer jetzt hofft, ich würde Stories von Rotlichtbezirken, Ladyboys, Sextouristen und wilden Drogenabstürzen erzählen, den muss ich leider enttäuschen. Ganz so spektakulär war mein Aufenthalt in Bangkok/Thailand nicht, ich bin anstelle von den touristischen Hochburgen - eher in die lokaleren Stadteile eingesunken und habe dort, natürlich, wieder die Eine oder Andere skurrile Geschichte erlebt, interessante Menschen kennengelernt und wie immer einen riesen Spaß gehabt.

Ganz kurz zum Flug nach Bangkok: Asiana Airways, die Ganze First Class für mich, kein anderer Passagier in der Spitze des doppelstöckigen Flugzeugs unten:



Der Pilot sitzt oben, ich hab mich schon immer gefragt, wie das wohl unten in der Spitze dann vorne aussehen muss.... die Antwort ist total unspektakulär...da is einfach gar nix !!!

leere First Classs...und ganz vorne ne schnöde Wand


Ich bin dafür eine Petition zu starten für "Tut da eine große, stabile Glasscheibe rein vorne in den Flieger, damit man rausgucken kann !" ...ich bin mir sicher, ich werde viele Anhänger finden!

Ich bin übrigens überzeugt, dass die Japaner sowas schon erfunden und eingebaut haben....vor 20 Jahren. Hey BOEING: Fragt doch mal nach bei den Japanern, ob ihr euch nicht so ne tolle Glasnase ausleihen könntet. Mehr als "Thank you for waiting" werden und können sie eh nicht sagen....


Bangkok - Wie der kleine Peter plötzlich in einer Honeymoonsuite aufwachte...


In Japan bewohnte ich noch super billige und eher "nützlichen" Hotelzimmer. Ich war eh den gesamten Tag auf Achse und brauchte am Ende des Tages eigentlich nur ein Bett, Internet und ein Dach über dem Kopf. Zudem sind Hotels in Tokio recht teuer, von daher war ich recht glücklich, dass ich mit Tina einen recht guten Deal für ein Hotel gefunden hatte, welches alle meine Wünsche erfüllte.

Bangkok ist hingegen, wie gesamt Thailand, seeeeeeeeehr billig. Man kann sich hier also für recht wenige Euro ein wirklich gutes Hotelzimmer leisten. Ich wollte mir also auch mal etwas gönnen in Bangkok und entschied mich für eines der Top 3 Hotels der ganzen Stadt, das "Sofitel So Bangkok".

Folgende Kriterien legte ich an das Hotel an:

- Hat das Hotel einen Pool (es sind 35 Grad in Bangkok)
- Wie sind die Bewertungen des Hotels auf der berühmten Vergleichsplattform "TripAdvisor"?
- Ist das Hotel Mitglied einer Hotelkette, vielleicht sogar von einer der Hotelketten, bei der ich ein Statusmitglied bin...

Das Sofitel (über)erfüllte all diese Anforderungen...

Das Hotel war mitten in der Innenstadt, hier der Pool in der 27. Etage:





Das Hotel wurde bereits von 1200 Leuten bei Tripadvisor bewertet und hat im Schnitt 4,9 von 5 möglichen Punkten, was EXTREM selten und gut ist.

Zu guter Letzt ist das Sofitel Mitglied der Hotelkette der "Accor" Gruppe. Durch einen schmutzigen Trick, den ich im Internet gefunden hatte, registrierte ich mich bei diesem Hotelprogramm und wurde sofort zum Elite Mitglied, bekam eine Platinumkarte dieser Hotelkette und wurde fortan immer wie King Kotelette behandelt, wenn ich Gast in diesen Hotels war.

Noch mal zum Mitschreiben: Man bräuchte für diesen Platinum Status eigentlich 50 Übernachtungen pro Jahr in diesen Hotels. Durch einen verrückten Trick bekam ich aber einfach so kostenlos diese Karte...sofort.

Ein Vorteil dieser Karte ist ein Upgrade auf die nächsthöhere Zimmerkategorie. Sprich in meinem Fall: ich habe in diesem Sofitel die Zimmerkategorie "Standard" (lies: bessere Besenkammer) gebucht, würde aber automatisch ein Business Zimmer (lies: Riesenzimmer mit kostenloser Minibar und guter Aussicht) bekommen.

Ich hatte also ein Hotel gebucht, welches sowieso der absolute Kracher war, war mir sicher ich würde ein upgrade auf ein besseres Zimmer bekommen, Prinzessinnenbehandlung die ganze Zeit und kostenlose Drinks aus der Minibar inklusive in einer der verrücktesten Städte der Welt ???

....natürlich war mir das NICHT GENUG. Ein Fuchs wie ich bin, wollte ich das Ganze noch auf die Spitze treiben!

Ich lese derzeit ein paar Bücher über die psychologische Beeinflussung von Menschen im Geschäftsumfeld und wie man ein Produkt besser an den Mann bringen kann, da mir das hoffentlich in meiner Karriere helfen wird. Die immer widerkehrende Regel in diesen Büchern ist: Bringe die Zielperson nur an den Rande der Lösung oder der Sehnsucht, den letzten Schritt muss er selber gehen, erst dann ist er von dir und einem Produkt überzeugt.

Gesagt, getan. Ich erinnerte mich an einen alten Lügentrick, den ich schon auf den Seychellen angewendet hatte, um am Strand des sündhaft teuren Four Seasons Hotels liegen zu dürfen... Folgende Mail schrieb ich an das Hotel 3 Tage vor meinem Aufenthalt:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich bereits Ende dieser Woche in ihrem Hotel zu Gast sein zu dürfen. Meine Buchungsbestätigungsnummer ist die xxxxxxxxx. Wie sie sehr wahrscheinlich sehen können, bin ich ein Platinum Mitglied ihres Hotelprogramms und freue mich ein weiteres Hotel der Accor Gruppe besuchen zu dürfen und bin überzeugt das Sofitel So Bangkok wird meine Erwartungen übererfüllen.

Ich habe vor meinem Besuch noch eine kleine Bitte, die ich an sie herantragen möchte:

Im Oktober diesen Jahres werde ich meine langjährige Freundin heiraten. Unsere Hochzeitsreise wird uns unter Anderem für 4 Tage nach Bangkok führen und wir überlegen derzeit, die große Royal Suite in ihrem Hotel zu buchen (die Royal Suite kostet pro Tag ca. 1500 Euro - Anmerkung von Peter).

Wäre es möglich, dass ich mir die Suite während meines Aufenthalts von Ihnen zeigen lassen könnte, um einen besseren Eindruck bekommen zu können?

Vielen Dank füre Ihre Hilfe im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Kretschmar"


Der kluge Leser merkt, was ich eigentlich durch die Blume sagen wollte: "Ey Sofitel, ich bin Prinz Peter zu Thüringen und ein ach so toller Platinum-Mensch. GEBT MIR DIESE SUITE !!!!"

--> ich nahm allerdings an, dass mein Anliegen kaum von Erfolg geprägt gewesen wäre in diesem Ton...

3 Stunden vergingen. Ich bekam eine Antwort des Front Desk Managers.

"Sehr geehrter Herr Kretschmar,

blaaaablaaaablaaaaaaa vom Hotel wie sehr sie sich auf mich freuen...... blaaaablaaaaaa (zu langweilig um es aus dem Englischen zu übersetzen).

...

Wir freuen uns Ihrem Wunsch einer Suite-Tour nachkommen zu können. Gerne möchten wir sie zudem einladen, die Suite für Ihren gesamten Aufenthalt zu bewohnen um die Vorteile unsere Suite in Vorbereitung ihrer Hochzeitsreise bereits hautnah erleben zu können. Ihr Wohl als treuer Gast unserer Hotelkette liegt uns am Herzen und wir möchten Ihnen gerne das Sofitel So Bangkok von der bestmöglichsten Seite zeigen.

Mit freundlichen Grüßen

Sofitel FrontDesk Management"


JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


Innerlich hab ich in diesem Moment schneller getrommelt als der verrückte Japaner aus Tokio....meine Güte watn Spaß !!!

Ich möchte nun nicht mit Bildern der Suite um mich werfen, das zeige ich maximal mal meiner Family, wenn ich wieder zurück bin....ich glaube sonst denken echt alle ich bin total abgehoben :).

Hier dennoch 3 kleine Bilderchen:


Blick vom Bett auf die Innenstadt von Bangkok, aufm Fernseher läuft NBA Basketball...frühs um 9 Uhr Ortszeit live... ich LIEBE diese Zeitzone !


Der private Whirpool / Badewanne in einem der Badezimmer

Egg Benedict über den Dächern Bangkoks zum Frühstück


Nette Note nebenher waren 2 Siam-Fighting Fishes --> Siamesische Kampffische, welche ich im Zimmer hatte. Die beiden Fische waren nur durch eine entnehmbare schwarze Platte von Sichtkontakt getrennt. Entnahm man diese Platte, gingen die Beiden total lustig aufeinander los. Ich glaub ich habe nach dem check in 3 Stunden nur diese Platte ständig dazwischengelegt, dann wieder entnommen und dann wieder von vorne... ich hab zudem jeden Tag ca. 45 mal die Versuchung verspürt den einen Fisch einfach in das Becken vom anderen zu kippen. Vorher hätte ich natürlich wetten angenommen vom Hotelpersonal, wer wohl gewinnen würde. Zur Information: ich war für den roten Fisch !

Leider hab ich das wohl einfach zu oft gemacht. Beim Videodreh der Fische, waren sie schon langsam auf den Trichter gekommen....verdammt...




Insgesamt hatte ich leider nur 2,5 Tage in Bangkok, was viel zu wenig war, aber ich werde sicher noch mal zurückkommen, spätestens zur Hochzeitsreise .... :)

Highlight meines Aufenthalts in Bangkok war eine Radtour, welche ich im Voraus gebucht hatte. Die Tour begann bereits 8 Uhr frühs und führte vorbei am verrückten Verkehr mitten durch die lokalen Märkte Bangkoks. Die Chinesen guckten nicht schlecht, als eine Gruppe Europäer mitm Radl quer durch Chinatown fuhren und die Thais guckten recht verwirrt, wenn ich meine Klingel zwischen Curry-Gewürzstand und frischen Lachs erklingen lies. Die Gruppe bestand neben mir aus unserem Guide Luna und, wie sollte es auch anders sein bei einer Radtour, aus 4 sehr sympathischen Holländern. So düsten wir den gesamten Vormittag durch Bangkok, besuchten Tempel und entlegene Märkte und bekamen so Bangkok mal total anders zu Gesicht.


Ich kann die Tour jedem empfehlen, der ein wenig sportlich ist und nicht die üblichen Mainstream Touristen-Dinge tun möchte. Hier noch ein paar Bilder der Radtour und noch mal liebe Grüße an die Holländer, ihr seid wirklich ein lustiges Volk...auch wenn wir euch im Fußball immer den Arsch versohlen :)

Beim Übersetzen mittels Fähre
Die Ludolfs haben in Bangkok auch eine Autoteile-Filiale aufgemacht...


Die Tour ist NICHTS für den fetten Durchschnittsamerikaner!
Blumen- und Gewürzmarkt
Am Ende durfte ich sogar, nach Aufsetzen des Peter-Dackelblicks die Glocke des Tempels bimmeln lassen. 3 mal bedeutet Glück für den Tempel, 4 mal bimmeln bedeutet Pech.... puh, gerade so richtig gezählt.



Bangkok war toll, grell, stickig, heiß, vielfältig und billig... mehr fällt mir im Moment nicht ein.

Ach ja, kleiner running gag: Woran erkennt man, dass man in Bangkok ist und nicht mehr in Tokio? Frauen des "Dienstleistungsgewerbes" sagen nicht zur Begrüßung "Thank you for waiting" sondern "Sir, would you like a blow job?".... ist mir wirklich passiert, mehrfach... OH MAN THAILAND, so wird das nix mit einem besseren Image.


Weiter ging es nach Ko Samui. Samui ist eine Insel, 1 Stunde Flug weg von Bangkok und in etwa ein wenig wie die Seychellen oder die Malediven. Ich wollte genau 2 Dinge auf der Insel tun.

1) Nichts - einfach entspannen, am Strand liegen, mich ein wenig sonnen und im Pool rumlungern

2) Mir ein paar Hemden und einen Mantel maßschneidern lassen.


Nummer 1 habe ich souverän in einem Traumhotel am Strand eingehalten. Tagtäglich vollführte ich den Samui Triathlon genau 2 mal - auf dem Weg zur Liege am Strand und wieder zurück.

Der Samui Triathlon bestand für mich aus 3 Disziplinen: Rausrollen, rumschwimmen, draufrutschen

Rausrollen: Das Hotel war eine riesige Poollandschaft, einige der Zimmer hatten sogar direkt Poolzugang mittels Leiter. So auch mein Zimmer. Morgens nach dem Frühstück rollte ich also aus dem Zimmer raus und glitt in den Pool hinein:

1. Disziplin: Rausrobben aus dem Zimmer


Nach dieser recht anstrengenden Auftaktübung sieht man sicher aber getäuscht, sollte man denken, das sei es gewesen. Knüppelhart ging es in einer gleichmäßigen Schwimmbewegung Richtung Strand weiter, welcher sich am Ende der tropischen Poollandschaft verbarg.

2. Disziplin: zum Meer schwimmen


Körperlich völlig am Ende und von der Hitze gekennzeichnet, kam ich schließlich am Strand an, um auf meine vorgefertigte Liege draufzurutschen. Viele andere Gäste waren an diesem Punkt bereits aus dem Rennen und von dieser Höllentour gezeichnet...doch souverän kämpfte ich mich jeden Tag bis ins Ziel und begann für die nächsten 8 Stunden Kräfte zu sammeln, da ich ja den Rückweg auch wieder vergleichbar zurücklegen müsste.

3. Disziplin: Auf die Liege draufrutschen und aktiv nichts mehr tun

Wer sich zum Samui Trainingslager mit mir treffen möchte, ich plane im Spätherbst nach Miami zu fliegen. Florida ist zu dieser Jahreszeit das Mekka der Samuitriathleten, die sich zu dieser Zeit auf die kommende, harte Saison vorbereiten. Seid aber vorgewarnt: Das ist nichts für jede dahergelaufene Flachpfeifen..... Sonnencreme, Schwimmflügel, vorheriger Abschluss einer Lebensversicherung und Trinkfestigkeit (Cocktails auf der Liege) sind ein absolutes Muss!

Triathletenverpflegung und Barkeeper Jimmy



Aufgabe 2) bestand daraus mir ein paar Kleidungsstücke maßschneidern zu lassen. Ich wollte mir 4-5 Hemden machen lassen, zudem noch einen Wintermantel, den ich über einen Anzug ziehen kann.

Ich studierte vorher, wer der beste Schneider der Insel war auf Tripadvisor.com und legte mich auf 2-3 Schneider fest, die ich besuchen wollte. Ich ging in die ersten 2 Läden hinein, beide gefielen mir nicht, dennoch verhandelte ich und bekam einen Preis von rund 330 Euro für alles zusammen genannt.

Mit diesem Preis ging ich zum angeblich besten Schneider der Insel "Mode Milano". Ein cooler, noch recht Junger Typ begrüßte mich im Laden. "Im Laden" ist schon mal super, ich glaube einfach, dass gute Schneider keine Anlockschergen vor den Laden platzieren müssen, um Kunden zu gewinnen.

Der Junge Mann aus Bangladesh stellte sich vor und sein Name war ungefähr "Oiansodqwndqömdökmmqdmqlwdkm". Zumindest hörte sich der Name für mich so an. Teilweise hab ich eventuell den Namen aber auch nicht verstanden, weil ich von Disziplin 2 des Samui Triathlons noch ungefähr 1,4 Gallonen Poolwasser in den Ohren hatte Die Konversation verflief am Anfang also circa so:

"Hello my friend, my name is Oiansodqwndqömdökmmqdmqlwdkm"

- Peter guckt blöd -

"But you can call me "Oiansodqwndqömdö"

- Peter denk sicht "na heute ist ja mein Glückstag, wenn ich dich so nennen darf"

- Peter antwortet: "Ok I didnt understand your name, I will call you Hans, if you dont mind. My name is Peter but you can call me Peter"

Hans: "ok alles klar mein Freund, dann bin ich eben Hans für dich"

In Thailand muss man, wie in vielen anderen Ländern, um jeden Preis handeln, so auch hier:

Ich muss sicher oft in meinem Job verhandeln. Ich bilde mir auch sicher nicht ein, dass ich sonderlich gut bin im Verhandeln. Ich werde sicher aufgrund fehlender Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit noch oft übers Ohr gehauen und muss da noch viel lernen. Glücklicherweise habe ich aber super fähige Vorgesetzte und einen Vater, die alle knallhart verhandeln und wo ich mir immer sehr viel abgucken konnte.

Folgende Grundsätze gelten für mich bei Verhandlungen immer:

1) Probiere die Leute auf einer persönlichen Ebene zu packen. Verhandlungen mit Freunden sind immer effektiver und ehrlicher als Verhandlungen unter Feinden

2) Verhandel Dinge erst im Kleinen, drücke den Preis dann packe deinen gesamten Wunsch auf den Tisch und drücke weiter mit der Macht der höheren Stückzahl/abgefragten Leistung

3) Setze dir vorher ein klares Ziel. Eine Art Untergrenze und eine Art Verhandlungsspielraum

4) Sei kreativ, wenn die Verhandlungen stocken dann überleg wie du dem anderen einfach etwas Gutes tun kannst, sodass er noch ein Stück weiter an deine Vorstellung heranrückt.

Punkt 1 und 4 sind wirklich die Champions League des verhandelns. Wer es packt schnell Leute von sich zu überzeugen und ein Vertrauen zu generieren und zeitgleich aber auch eine Art Vogelperspektive hat um die Verhandlungen in die richtigen Bahnen zu leiten ist einfach ein ausgefuchster Hund. Es gibt nichts schlimmeres als eine Verhandlung  die sich rein um den Preis dreht.

Zurück zum Thema: Thais sind sehr friedfertige, bescheidene und höfliche Menschen. Mit Thais kann man Pferde stehlen, wobei Pferde sich wahrscheinlich todschwitzen würden bei dem Wetter in Bangkok...also sagen wir mal mit den Thais kann man gut Hühnchen klauen...es klingt einfach besser, ihr wisst zumindest, was ich meine.

Die Verhandlung mit Hans lief super, wir haben gefühlt erst mal 30 Minuten über Bangladesh geredet, da ich einfach gar nichts über das Land wusste. Einzig und allein die Hauptstadt "Dhaka" war mir ein Begriff. Zusammengefasst hielt mir Hänsschen also einen langen Vortrag über Bangladesh und ich hörte interessiert zu. Dann haben wir noch mit seinem Vater locker eine Stunde Tee getrunken und über meine Geschäftsidee geredet:

Er schickt einen Maße-nehmenden Menschen nach Deutschland auf Tour. In Bangladesh wird dann der Anzug und die Hemden zusammengenäht und nach Deutschland geschickt. Dort gibt es dann das erste mal eine Anprobe. Alle weiteren Anpassungen werden dann in Polen oder Rumänien gemacht.... man könnte einen maßgeschneiderten Anzug für 500 Euro anbieten in Deutschland inklusive allem....wir werden das mal im Auge behalten :)

Hans` Vater war auch recht cool. Nachdem er sich daran gewöhnt hatte, dass sein Sohn nun Hans hieß, schloss er mich auch ins Herz.

Die Maße für die Hemden wurden genommen und die Stoffe ausgesucht. Ich wollte nich mehr als 320 Euro für 5 Hemden aus Seide und einen Wintermantel ausgeben, alles maßgeschneidert. Der erste Preis von Hans war 370 Euro.

Ich sagte: "Hans, ich will ganz ehrlich mit dir sein, ich will, dass du an der Sache hier einen guten Gewinn hast, ich habe aber ein Budget, welches nur 250 Euro beträgt. Ich bin mir klar, dass kannst du nicht einfach so machen, also müssen wir einen anderen kreativen Weg finden, wie wir mir hier was schönes bieten für den Preis."

Hans guckte in die Luft (sorry, den Witz musste ich einfach einbringen), und stimmte mir zu.

1. Idee --> Was können wir gegenseitig füreinander tun, was uns nichts kostet und nur etwas Gutes bringt?:

die Firma von Hans` Vater war auch zeitgleich ein Tourenorganisierer von trips, unter Anderem zum größten Wasserfall Samuis. Die Tour kostete ungefähr 35 Euro inklusive Mittagessen. Ich hätte Lust auf diese Tour und sagte: Hans, wenn ihr eh morgen oder heute eine Tour macht, dann lass mich da einfach kostenlos mitfahren. Einer mehr oder weniger macht den Braten auch nicht mehr Fett"

Hans: "Würdest du noch ein bisschen was übersetzen aus dem Englischen ins Deutsche während der Tour? Wir haben morgen viele alte deutsche Rentner, die teilnehmen."

DEAL: Meine Preivorstellung hob ich auf 260 Euro an, hans senkte seine auf rund 350 Euro.



2. Idee --> Was kann ich Gutes tun für Hans, was mich nichts kostet, ihm aber was bringt?: Ich weiß, dass euch Tripadvisor sehr wichtig ist. So lockt ihr viele Kunden in den Laden, die sich vorher informieren. "Ich schreibe dir heute abend noch einen super positiven Bericht auf Englisch und auf Deutsch, der deinen ganzen Laden über den grünen Klee lobt!"

DEAL! 325 Euro war der neue Preis von Hans



3. Idee: Kleine nette Dinge obendrauf packen, die preislich kaum weh tun, aber hübsch sind:

Ich wollte noch spontan 2 Dinge: In ein Hemd meine Initialien reinsticken lassen und eine neue dunkelblaue Krawatte. Beides war möglich und würde zusammen 25 Euro kosten.

" 270 Euro für ne Krawatte meiner Wahl und Initialien oben drauf"  Hans: "ja ok, passt"



4. Idee: Ich will Land und Leute noch näher kennenlernen. Das kann ich nicht als 08/15 Tourist:

--> Hans, kennst du ein gutes Restaurant mit Thai-Essen? Du bist mir sympathisch, lass uns heute abend mal um die Häuser ziehen. Dann geh ich auch mit dem Preis hoch auf 300.

Hans: Lass uns das morgen machen, heute Abend hab ich kaum Zeit. Mein Onkel besitzt ein Restaurant hier um die Ecke, da können ich und Freunde natürlich kostenlos essen und trinken. Wir machen einend rauf, dafür gibst mir 305 Euro und kommst morgen nach der Wasserfall Tour noch mal in den Laden zur ersten Anprobe, damit ich nicht zu deinem weit entlegenen Hotel fahren muss"

Passt! Machen wir so!


Insgesamt bin ich also nun für 305 Euro um folgende Dinge reicher:

- 5 Hemden, 1 davon mit meinem Kürzel
- 1 Wintermantel
- ein unglaublich leckeres Indisches-Thai-Essen
- gefühlte 8 frische Cocktails und 3 Bier
- Eine eher mittelmäßge Tour als Übersetzer zu einem Wasserfall
- 1 Krawatte
- eine Million neuer Eindrücke und Spaß am verhandeln !

Fairer deal, relaxte Atmosphäre, so werde ich Thailand in Erinnerung behalten.

Hans und ich - er scheint jetzt eher weniger begeistert von dem Ganzen deal :)



Letzte kleine Anekdote vom Flug von Koh Samui über Bangkok nach Singapore gestern.

Mein Koffer war granatenvoll. Die ganzen neuen Klamotten waren ja drin. Auf dem Flug von Samui nach Bangkok hatte ich 20 Kilo freigepäck. 18 Kilo zeigte die Anzeige an....puh, Schwein gehabt.

Das Flugzeug nach Bangkok war natürlich im Design des perfekten Urlaubsfliegers:



In Bangkok kam ich an und hatte noch 2 Stunden bis zum weiterflug mit "Scoot". Scoot ist eine Billigairline Asiens, welche Südostasien mit Australien, Japan und Indien günstig verbindet. Ich buchte vor 2 Monaten einen Tarif für maximal 15 kilogramm Gepäck. ICH BIN EIN DUMMER DUMMER DOOFKOPP !

Der Flughafen in Bangkok besteht aus einem Terminal, nein genauer einem Terminal-Bundesland. Das Ding ist einfach unendlich riesig. Ich holte mein Gepäck und überlegte mir, wie ich denn bei Scoot die Übergepäckgebühr von unfassbaren 20 Euro pro Strecke pro Kilo umgehen könne. 60 Euro draufzahlen? Nicht mit mir....also probieren wir es erst mal wieder mit der dreisten Tour.

Ich gehe mit meinem Gepäck zum Scoot check in Schalter. 4 Damen sitzen nebeneinander, ich such mir die am freundlichsten grinsende Dame aus und checke ein. Als ich das Gepäck aufs Band stellle zeigt es 18 Kilogramm an. Ich verwickle die check in Frau in ein Gespräch über Bangkok und wie toll die Stadt doch ist und wie sehr ich  mich auf Singapur freuen würde....vergebens !

"Herr Kretschmar, sie haben 3 Kilo Übergewicht."

"Ja, ich weiß, hab auch echt extrem viel gegessen in Bangkok und auf Ko Samui. Finde aber man sieht es mir nicht an"

Die check in dame lacht sich zwar kaputt, sagt dann aber: "Ich meine ihr Gepäck. Können sie hier etwas umpacken? Sonst würde das 60 Euro kosten"

...selbst mein dackliger Dackelblick konnte die Situation nicht retten. Ich sagte ich würde probieren etwas mehr ins Handgepäck zu nehmen.

Ich räumte meinen Koffer mittem auf dem Flughafen wieder aus und überlegte, was ich in Physik gelernt hatte (nichts, ist die kurze Antwort): Alles was eine große Dichte hat, muss ins Handgepäck! Bücher wanderten rüber, Strom-Konvertierer, selbst Gürtel und eine Jeans. Den Schlafanzug vom Hinflug verschenke ich an einen Inder, der neben mir saß und mein Geschehen beobachtete.

Das Ganze erinnerte mich stark an einen modernen Mix aus Tetris und "ich packe meinen Koffer (zum zweiten mal weil ich Übergewicht habe) - und nehme mit ".

Tetris am Flughafen



Jetzt war nicht nur mein Aufgabegpäck unsagbar gefüllt, sondern mein carry-on Rucksack kurz vor der Explosion. Ich wackelte Richtung gleicher check in Frau. Noch 1 Stunde bis zum Abflug.

Ich stellte mein Gepäck nassgeschwitzt auf die Waage. Die Dame begrüßte mich mit einem "Thank you for waiting" --> scheinbar eine Japanerin, dennoch war mir nicht zum lachen zumute.

NEIIIINNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNN
200 Gramm drüber? Ist denn der Gepäckgott nur gegen mich?

Die Scootfrau lächelte, sagte dann aber das Zauberwort " Herr Kretschmar: Das ist ok" 

"Geben sie aber Gas, das Flugzeug boardet bald".

YES!

Noch 50 Minuten bis zum Abflug. Ich gehe durch die Security. Die Arbeitsgeschwindigkeit der Thailänder wird hier in Kalendern gemessen. Kalender auf denen sich Spinnweben festgesetzt haben.

Noch 30 Minuten bis zum Ablug. Boarding wird ausgerufen. Peter hat aber noch Hunger. Bei Scoot gibt es nix zu essen. Ich gehe zu einer Pizzabude am Flughafen und sage "Gebt mir einfach irgendwas, ich nehms auf die Hand". Dennoch muss ich noch 5 Minuten auf meine Pizza mit Hühnchen warten... ich werde ein wenig nervös.

"Ach du bist hier nicht in Japan, die Thailänder sind bestimmt nicht so pünktlich".

Ich bekomme die Pizza in die Hand gereicht. Die Pappe ist so heiß, dass ich jetzt Jedem der will, ein "Pizza-Hut-High-Five" geben kann durch mein neues, fesches branding in der Handinnenfläche.

"LAST CALL for Your Flight TZ0815 to Singapore." Ich renne wie ein Geisteskranker über diesen Flughafen! Das scheint in letzter Zeit eine Angewohnheit von mir zu werden... ABER-Eins steht für mich fest: Meine abgezählten 15,2 Kilogramm feinstes Gepäck reisen mir hier nicht alleine gen Singapur!

Ich komme am Gate an, die Dame ruft wirklich genau in dieser Sekunde "Mr. Peter Kretschmar, Mister Peter Kretschmar, please come immediately to gate E6" aus. Ich komme an, Pizza in der Hand. Explosionsrucksack aufm Rücken. Das war alles in bisschen wie Bundeswehr... man rennt sinnlos rum mit einem sackschweren Rucksack, nur dass man statt Pizza normalerweise ein Schnellschussgewehr in den Griffeln hatte. Kurz überlege ich, ob ich vor der Gatefrau salutiere, sie sagt aber zunächst:

"Sir, you cannot take food aboard" Ich kann Essen nicht mit an board nehmen?

"OK, dann haben wir 2 Optionen gute Frau:
1) Ich esse die Pizza hier am Gate, sie können auch gerne nen Stück haben.
2) sie machen eine Ausnahme, wir tun so als hätte ich keine Pizza in der Hand und ich esse die Pizza schnell noch vor dem Start im Flieger.

Option 2 hat gewonnen.

Pizza im Flieger... auch mal was Neues


Danke für das Lesen an Alle ! Ich bin jetzt in Singapur und werde hier die Stadt die nächsten 3 Tage unsicher machen.

Sorry für die Rechtschreibfehler ab und zu. Ich schreibe das Ganze meist in Flugzeugen, in U-Bahnen oder im Hotelbett. Da fehlt mir einfach die Lust und Gusto zum Feinschliff.

Man liest sich :)

Grüße

Peter

Dienstag, 18. März 2014

4 Dinge, die man über Japaner wissen muss....

Mein letzter Tag in Tokio beginnt. Zeit ein kleines Resumée zu ziehen. Ich habe natürlich das übliche Touristenzeug gemacht, Tempel besucht, Sushi gegessen und war in Disneyland, aber darum soll es heute nicht gehen. Ich möchte, dass der Blog weiterhin kein altmodisches Reisetagebuch ist.

Ich möchte stattdessen über 4 Dinge berichten, die für mich herausstachen während meines Aufenthalts hier. Diese Dinge umrahme ich mit kleinen Geschichten, welche ich hier selbst erlebt habe und füge ein paar Bilder und Videos hinzu...fertig ist der Tokio-Blogeintrag.

1) Japaner sind die freundlichsten, begeisterungsfähigsten und bescheidensten Menschen dieser Erde

Auf meinem Flug nach Tokio, dachte ich mir noch, aufgrund der mir entgegengebrachten unwirklichen Gastfreundlichkeit, dass dies an der FirstClass lag. Alles wurde mir einem Lächeln unterstrichen. Jeder Wunsch wurde mir von den Lippen abgelesen, bevor mein Hirn überhaupt diesen Wunsch richtung Lippen senden konnte und insgesamt wurde man einfach unglaublich zuvorkommend behandelt.

Ich lag falsch, alle Japaner im Dienstleistungsgewerbe sind so. Alle, ohne Ausnahme und rund um die Uhr.

Bezahlt man in einem schnöden Supermarkt wird einem das Restgeld nicht einfach hingeworfen, es wird einem mit einer Verbeugung feierlich zelebrierend überreicht.

Fährt man mit einem Bus eine längere Tour (wie ich Richtung eines Freizeitparks). Hält der Busfahrer am Start nochmals kurz an. Dreht sich um und stellt sich persönlich vor. Betet die Sicherheitsrichtlinien runter und bedankt sich, dass wir heute bei ihm mitfahren.

Als ich einer Frau half, ihren Kinderwagen in einen Zug zu heben, verbeugte sie sich so dankend, dass sie sich fast mit der Stirn eine Platzwunde an der Unterkante der Bahn zuzog.

Wenn Japanern etwas gefällt, dann lachen sie und klatschen. Wenn Japanerinnen eine Bekannte auf der Straße sehen, laufen sie aufeinander zu, klatschen in die Hände und kichern wie westafrikanische Hyänen.

Wenn Japaner mit einer Achterbahn fahren wollen, die einem bereits vor dem Start eine riesengroße Angst einjagt, oder wie man in Japan wohl sagen sollte: "Wenn vorm Start der Buddha schon ausm Tempel guckt ", klatschen sie trotzdem, lachen, winken wie die Queen und fahren los:



Die mit Abstand lustigste Angewohnheit der Japaner ist aber, dass sie scheinbar alle nur einen Satz auf Englisch drauf haben: "Thank your for waiting" --> Danke, dass sie gewartet haben/so geduldig waren.

Ich weiß nicht wie oft ich diesen Satz gehört habe, aber es muss ungelogen über 50 mal gewesen. Scheinbar haben die Japaner fürchterliche Englischlehrer (in Punkt 2 dieses Berichts auch nochmals unterstrichen), doch diese Lehrer bringen allen Schülern nur genau diesen Satz bei. Japaner benutzen ihn in den unmöglichsten Situationen:

- In Frankfurt beim FirstClass check in bei dem ich GAR NICHT warten musste: "Thank you for waiting" ????

- Wenn ich im Supermarkt zur Kasse gehe und vor mir eine Person stand und vor mir abkassiert wurde : "Thank your for waiting!"

- Wenn ich im Hotel ankomme und niemand ander Rezeption vor mir steht, ich also sofort bedient werde: "Thank you for waiting"

- Wenn ich ein Taxi bestellt habe und es abends auf mich noch 5 Minuten warten musste sagt der Fahrer: "Thank you or waiting" --> du hast doch auf mich gewartet du Pappnase?

Zeit ist enorm kostbar in Japan. Scheinbar gibt es ein Equivalent auf Japanisch zu diesem "Thank you for waiting"-Satz, der andauernd benutzt wird. Ich kann es mir nicht anders erklären warum ich diesen Satz sooooooo oft gehört habe. Aus Spaß, und weil ich ein Arsch bin, hab ich jetzt auch schon angefangen diesen Satz dauernd zu benutzen. Ich kam gestern zurück ins Hotelzimmer und die Putzfrau war gerade fertig geworden "Thank you for waiting" ... Die Putzfrau schaute verdutzt, ich schmunzelte ein wenig :)

2) Kaum ein Japaner kann solide Englisch - man muss andere Wege der Kommunikation finden

Es war erschreckend, wie wenige Leute selbst in Tokio Englisch sprechen konnten. Kaum eine Karte in einem Restaurant ist auf Englisch, kaum eine Ortsangabe ist in uns vertrauten Buchstaben geschrieben. Wenn man dann ständig Hunger auf japanisches Essen hat, und das UBahn netzt wiefolgt aussieht, hat man ein Problem !

Verkehrsnetz Tokio

Da ich aber Vorsitzender und Ehrenpräsident des "Man-kann-mit-Händen-und-Füßen-mit-allen-Menschen-kommunizieren" - Vereins bin, habe ich mich davon nicht unterkriegen lassen.

Mein Hotel war beispielsweise für mich in folgendem Stadtteil:

"Radio mit Antenne - Haus mit nem großen Sütztbalken mitten im Haus - Haus mit kaputtem Dach oben rechts - gepresstes Radio ohne Antenne neben Krückstock mit Ablagefläche oben drauf"

Für Japaner sah das so aus:

白金台町

Mit dieser Art, mir kleine Geschichten zu merken, kam ich immer wieder zum Hotel zurück. Ich bastelte mir eine kleine Story um die 4 Zeichen, und habe das Ganze seitdem nicht mehr vergessen:

"Ich habe in Japan ein tolles Radio mit großer Antenne oben drauf. Ich wohnte in einem tollen, stabilen Haus mit großen Stützbalken, bis eines Tages das Dach oben rechts einbrach. Infolgedessen schrumpfte mein Radio zusammen und die Antenne brach ab. Alles was ich jetzt noch habe ist nen Krückstock mit ner Ablagefläche, für die ich mir auch bald wieder ein Radio kaufen werde!"

Glaubt mir, lest die Geschichte 2 mal durch, und ihr könnt mir in 3 Wochen noch die Addresse meines Hotels aufmalen, ich schwöre !

Was macht man aber wenn die Zeit in einem Gespräch fehlt sich eine Geschichte auszudenken? Man  muss noch kreativer werden! Ich war gestern in einem Freizeitpark am Fuße des Fujiyama-Vulkans. Die Kullise war der absolute Kracher:

Fuji Freizeitpark
 
 
Ich wurde um die Mittagszeit sehr hungrig und lief in eine Burgerbude hinein. Die Verkäuferin konnte 0,0 Englisch und ich wusste nicht wirklich, was für einen Burger ich bestellen sollte. Schnelles kombinieren war notwendig: Ich habe GROßEN HUNGER, ich bin der Nähe des weltbekannten Fujiyamas. Wie würde ich, wäre ich ein Burger-Buden-Business-Besitzer (4 Wörter mit "b" nacheinander...wow heute ist ein guter Tag, um zu schreiben) meinen besten und größten Burger nennen?

"Fujiyama Burger!" --> Die Verkäuferin lächelte, nickte, sagte natürlich "Thank you for waiting" und lies meinen Burger brutzeln. PETER: 1 - HUNGER: 0 !!!

Und der Burger hielt zudem noch, was er versprach:

Fujiyama Burger

Der letzte Bauerntrick bezieht sich auf das Bezahlen im Supermarkt. Japaner befolgen Anweisungen wie Roboter, so auch der Kassierer der scheinbar immer und bei jedem Kunden die gleiche abfolge an Fragen runterrattert:

Es gibt in Tokio an jeder Ecke kleine Supermärkte der Marke "7Eleven". Wiefolgt habe ich mich in den vergangenen Tagen beim Bestellen angestellt:

Tag 1: "Verrückte Japanische Frage des Kassierers" - Peter zuckt mit den Achseln, Kassierer ist verwirrt, rattert noch 2 weitere Fragen runter, Peter zuckt noch mehr mit den Achseln und gibt irgendwelches Geld hin. Ich bekomme feierlich ein wenig weniger irgendwelches Wechselgeld zurück. Es hagelt noch einen japanischen Satz gefolgt von "Thank you for waiting" und Peter geht verwirrt nach Hause.

Tag 2: Selber Supermarkt, selber Verkäufer. Ich denke mir, die erste Frage ist bestimmt sowas wie "Haben sie alles gefunden, ist das Alles?" Ich kaufe also wieder ein. Die erste Frage kommt, Peter nickt, der Kassierer ist happy, Peter auch. Kassierer stellt die nächste Frage, Peter nickt einfach auch mal, Kassierer wartet....und wartet.... und macht dann irgendwann weiter mit Fragen, Peter hat keine Ahnung, bezahlt, bekommt das Wechselgeld feierlich überreicht und geht.  Der nächste Kunde reicht bei Frage 2 seine Kundenkarte über die Theke! ACCCHHHH SOOOOOO !

Tag 3: Peter kauft ein, erste Frage nicken ! Zweite Frage: kopfschütteln ! Alle sind happy ! Dritte Frage .... Peter schüttelt mal lieber mit dem Kopf, bezahlt, bekommt das Wechselgeld feierlich überreicht und geht. Der Kunde nach Peter nickt bei der dritten Frage und bekommt eine kostenlose Dose "Mountain Dew" überreicht. Scheinbar gibt es grad eine Promotion, bei der man solch eine Dose köstlichem amerikanische Getränks umsonst bekommt.... VERDAMMMT !!!!!!

Tag 4, letzter Tag in Tokio....ich bin nervös. Ich brauch eigentlich gar nix aus dem Supermarkt, gehe aber trotzdem hin. Selber Verkäufer, selber Peter. Es fühlt sich an wie beim Shootout im wilden Westen als ich kerzengerade auf die Kasse zulaufe. ich warte noch kurz ob ein vertrockneter Busch quer durch die Supermarkthallen rollen möchte...vergebens: Erste Frage: Nicken! Zweite Frage: der Kopf wird geschüttelt. Dritte Frage: Nicken ! Eine Dose Mountain Dew wandert in meine Tüte! Der Kassierer lacht, ich kann mich auch kaum auf den Füßen halten, so stolz bin ich. " Thank you for waiting" !

Ich habe das japanische Supermarktgespenst besiegt ! Zufrieden ziehe ich mich mit meiner Beute in meine Höhle zurück.


 

Noch mal für alle zukünftigen ausländischen Besucher des "7Eleven" Supermarkts:

"Nicken, kopfschütteln, nicken, geld hin, geld feierlich empfangen, gehen. Klingt wie eine Anleitung zum Foxtrott, man tritt dabei nur niemandem auf die Füße."


3) Japaner sind pünktliche, Ironie-nicht verstehende Maschinen


Deutsche sind allgemein als sehr pünktlich bekannt. Wir halten bei rot an der Fußgängerampel an, wir zahlen unsere Steuern (es sei denn wir heißen Uli H. aus M.) und wir befolgen alle Regeln eben so, wie sie uns auferlegt sind.

Japaner sind genau so, nur eben noch krasser in all den genannten Dingen. JEDER ZUG, und ich bin viel Bahn, Bus oder U-Bahn gefahren hier, ist auf die Sekunde pünktlich ! Wenn es heißt, die Stadtrundfahrt beginnt 08:24, und man sich obgleich dieser lustigen, ungeraden Zeit ein wenig lustig macht, vergeht einem 08:25 das Lachen!

Tokio ist zu groß, zu hektisch um alles bis ins kleinste Detail zu korrdinieren, jedoch machen die Japaner hier einen verdammt guten Job. Das folgende Video habe ich an der meistbefahrensten Straße Tokios aufgenommen. Es ist einfach beeindrucken, wie diese verrücktes Chaos in geordneten Bahnen abläuft und alle dabei noch happy sind:




Ihre extreme Pünktlichkeit und Genauigkeit in Kombination mit dem "Thank you for waiting" Satz ist natürlich eine tödliche Mischung :)

Ich bin eine Person die gerne ironische oder sarkastische Bemerkungen macht und spare nicht mit überspitzten Übertreibungen. Das ist ziemlich gefährlich in Japan, denn hier nimmt man alles was man sagt wortwörtlich!

Als ich im Hotel ankam fragte mich der nette Rezeptionsmensch ob ich denn einchecken möchte. Ich kam mit Koffer in der Hand und einem Reservierungszettel unter dem Arm an, also war diese Frage irgendwie überflüssig fand ich. Ich antwortete also lustig gemeint mit "Nein, ich bin der Präsident des Deutschen Hotelverbands und ich will das Hotel kaufen, was kostet der Laden hier?"

Der Rezeptionist schaute mich an, als hätte ich ihm gerade das Sushi mit Stäbchen ins Gesicht geschnippt und fragte mich dann "Ok, möchten sie, dass ich für weitere Gespräche den Manager hole?" "Das war ein Spaß" erwiderte ich nur...ich hätte das aber echt weitertreiben sollen !!!

Merke: Sei einfach nicht wie sonst immer, wenn du in Japan bist, es könnte schlimm enden.


4) Die Japaner sind uns technologisch überlegen, sehr sogar

Man denkt ja immer als Deutscher, man komme aus einem der modernsten Länder der Welt. Weit gefehlt, was in Japan abgeht ist einfach nur unglaublich.

Der ICE-Zug (Shinkansen) fährt deutlicher schneller und pünktlicher als unser deutsches Pendant. Die Badezimmerspiegel haben irgendeine Elektronik drin, die es dir ermöglicht über den Spiegel weiterzutelefonieren. Man verbindet sich also per Bluetooth mit seinem Badezimmer... ist klar.

A prospos Badezimmer: Die Toilettensitzflächen sind beheizt! Ich dachte am ersten Tag, als ich in das Bad meines Hotels ging, um besagten Buddha das letzte Geleit zu geben, obgleich der warmen Klobrille, die Putzfrau hätte hier vor 3 Minuten noch mal flott für kleine Kimono-Trägerinnen gemacht. Doch weit gefehlt, die Brille ist einfach nur beheizt. Für die Toilette inklusive Bidet ("Arschdusche", da wo ich herkomme) braucht man eine eigene Anleitung und hat eine Hotline, an die man sich im Fall der Fälle wenden kann :)

Bedienoberfläche der Toilette


Toilettengebrauchsanweisung inklusive Notrufnummer

Japaner haben zudem unglaublich clevere Dinge erfunden für ihre Kinder.

Hier zum Beispiel das Spiel für das Ritalin-süchtige Kind mit Hyperaktivitätssyndrom:


Ich bin mir sicher, der kleine Naohiro Tsubasa wird heute Nacht gut schlafen!

Auch großartig ist dieses Video, welches ich in einem der zahlreichen Automatenläden aufgenommen habe. Ich bin noch unschlüssig, was mich sprachloser macht: Die unglaubliche Geschwindigkeit, in der der Japaner auf dem Ding zielsicher rumknüppelt, oder das Spiel, welches tatsächlich verlangt koordiniert in dieser Geschwindigkeit auf der Trommel rumzuhämmern. Das Video ist NICHT schneller gemacht, der kann einfach so gut trommeln!



Ich stand baff neben diesem Typen...aus Reflex wollte ich schon sowas sagen wie "Thank you for waiting" aber selbst das habe ich nicht rausgebracht.

Ich wollte vor 2 Tagen etwas Größeres herunterladen...die Downloadgeschwindigkeit war 132 MB pro Sekunde... ich glaub meine Festplatte war also nicht mal schnell genug diesen Download zu verarbeiten. Ach ja, wo war ich da gerade? In einem öffentlichen Bus. Ich war in einem Randbezirk Tokios.... diese Japaner...unglaublich.

Viele kleine Supermärkte sind überflüssig geworden in Tokio, da man hier an jeder Ecke 3 kleine Verkaufsautomaten hat.


Die Verkaufsautomaten verkaufen aber nicht nur Getränke oder Kondome wie in Deutschland. Nein, auch ganze Mahlzeiten, Rasierer oder Tampons kann man sich für nen schnellen Yen ziehen. Wer kennt das Gefühl nicht, man ist gerade unterwegs, kein Supermarkt in der Nähe und man bekommt einen Urplötzlichen "Ölwechsel untenrum" oder hat das Verlangen sich noch mal kurz das Gesicht mit einem Gilette zu verwöhnen....ach diese Japaner, man muss sie lieb haben.


Da ich ein Achterbahnfan bin, kam natürlich auch dieser Teil nicht zu kurz. Japaner bauen Achterbahnen, die viel extremer sind als alles, was wir in Europe kennen. Hier 2 kurze Videos (nicht von mir selbst gedreht) von Achterbahnen, welche ich gefahren bin.

Video 1: "Thunder Dolphin" - Eine Achterbahn quer durch die Stadt auf Hochhäusern. Man fährt DURCH ein Riesenrad durch und DURCH eine Öffnung in einem Hochhaus...die spinnen die Japaner.





Video 2: "Eejanaika" Eine der bekanntesten Achterbahnen der Welt. Für mich die bisher verrückteste, mit der ich jemals gefahren bin. Nicht genug, dass man hier aus fast 80 Metern frei nach unten fällt, der Sitz dreht sicher dabei auch noch wild umher und man weiß schlichtweg 2 Minuten lang nicht wo man ist während man durch die Luft wirbelt... welch eine kranke, kranke, kraaaanke Achterbahn...nur die Japaner können so etwas erfinden...





Nicht umsonst kommen unsere ganzen Neuen Fotokameras, Handys, Spielekonsolen, Fernseher und Musikanlagen aus Japan...die kleinen Jungs hier haben das einfach drauf....und sie sind auch ziemlich stolz auf ihre technologischen Dinge.


Die Königsprüfung: Nutze all diese Erkenntnisse über Japaner zu deinem Vorteil

Folgende Sache ist mir gestern widerfahren, in der ich ich eigentlich alles gelernte über Japaner sofort anwendete.

Im Freizeitpark, welchen ich besuchte, gab es immense Wartezeiten für die Achterbahnen.


Da ich mich vorher informiert hatte, wusste ich, dass man sich sogenannte FastPass-Karten kaufen konnte. Für 5 Euro pro Stück konnte man sich für die Achterbahn der Wahl einfach vordrängeln und war sofort dran! 5 Euro für 2,5 Stunden meiner Zeit und mehr Achterbahnen? Liebe Japaner, wir hatten einen Deal. Ich holte mir also 3 solcher Karten für die 3 besten Achterbahnen im Park. Auf jedem Ticket stand eine Zeit und der Name der Achterbahn drauf --> sprich es ist klar wo ich wann sein sollte. Zu Spät sollte man nicht kommen, weil sonst ist vielleicht jemand "Sorry for your late coming" anstelle von "thank you for waiting!"

Ich fuhr die erste Bahn und sie war natürlich großartig. Die zweite Fahrt sollte auf der oben beschrieben Rumwirbelachterbahn stattfinden. Ich fuhr die Achterbahn also und sie war SO DERMAßEN DER KRACHER, dass ich sofort nochmals fahren wollte. Die Schlange war mittlerweile 2,5 Stunden lang. Ich hatte nur noch einen Fastpass für eine andere Attraktion...

Nun bin ich ein dreister, kreativer und rücksichtsloser Mensch, wenn ich wirklich etwas will. Manche nennen das wohl Bauernschläue. Ich wollte diese Achterbahn nochmals fahren!

Mit meinem Ticket für die andere Achterbahn ging ich also wieder zur "falschen" Achterbahn und zeigte mein Ticket nur ganz kurz dem "Fastpass-Drachen", wie ich sie von nun an nennen werde. Sie erkannte aber, dass das Ticket für eine andere Achterbahn war und fragte mich etwas auf Japanisch. Ich erwiderte in schnellem Englisch, dass ich bitte nochmals fahren wolle. So schnell, dass sie es unmöglich verstanden haben kann mit ihrem japanischen Englisch (siehe Punkte 2: Japaner können kein Englisch). Dennoch hielt sie mich zurück.

Plan B musste in Kraft treten. In gaaaaaaanz langsamem Englisch mit gaaaaaaaanz viel Zeichensprache erklärte ich ihr, dass ihre Kollegin am Ticketschalter mir versprochen hatte, dass alle meine Fastpasstickets doch nur für diese eine, tolle Achterbahn gültig sein würden. Scheinbar habe es ein Missverständnis gegeben. Der Fastpass-Drachen blieb stur!

"Ich bin ein weitgereister Gast aus Deutschland und würde mich freuen, wenn sie mich aus Freundlichkeit nochmals fahren lassen würden. Morgen muss ich wieder nach Hause nach Deutschland!" (Punkte 1: Japaner sind unendlich freundlich und tragen ihre Gäste auf Händen). Weiterhin blieb der Drachen hart....jetzt musste ich die doppelte Keule schwingen!

"Ich wäre ja heute früh schon 3 Mal gefahren, aber der Bus, der mich hier herbrachte (und super schnelles Internet hatte) war viel zu spät! Ich war deswegen total traurig und meine Freunde in Deutschland lachen mich alle aus, wenn ich sage, dass ich hier nicht nochmals fahren durfte. Ich wäre der traurigste Deutsche aller Zeiten, wenn ich mit diesem unfassbar tollen technologischen Prachtwerk von euch Japaner nicht nochmals fahren könnte" sagte ich...

Ladys and Gentleman: Ich hatte in diesem Moment einen Hattrick japanischer Beeinflussungskunst markiert --> Japaner sind immer pünktlich und nix ist peinlicher als Unpünktlichkeit, Japaner verstehen keine Übertreibungen oder Ironie und Japaner sind uns technologisch weit überlegen und stolz darauf.

Alle 3 Punkte in 2 Sätze verpackt... Der Fastpassdrachen öffnete das Tor und ich durfte nochmals fahren. YESSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS

Gefallen hats mir auch ein wenig, wie man diesem Bild entnehmen kann :)


Vor mir saßen übrigens 2 kleine japanische Mädchen. Beide lachten, klatschten in die Hände während dieses Fotos und lachten wie westafrikanische Hyänen.

Fazit Japan


Japan hat eigentlich alles eingehalten, was ich mir von Land und Leuten versprochen habe, eher sogar übertroffen. Es ist schlichtweg unfassbar wie gastfreundlich Japaner sind und wie zuvorkommend die Leute im Service-Sektor arbeiten. Japan ist ein super fortschrittliches Land, dennoch sind die Leute extrem bescheiden, angenehm zurückhaltend und wenig abgehoben und überdreht arrogant (hallo, ihr Amerikaner).

Allein aus Sympathie werde ich jetzt Japans größter Fan bei der Fußball WM sein. Deutschland wird eh Weltmeister, also kann man ruhig auch für Japan als 2. jubeln :

Shinji Kagawa Trikot


Zeitgleich ist Tokio einfach extrem hektisch, grell und anstrengend. Anstrengender sogar noch als New York oder London. Alles funkelt hell, jeder scheint immer "busy" zu sein. Jede Sekunde des Lebens muss effektiv genutzt werden mit entweder Arbeiten oder Schlafen. Am Besten sieht man das in der U-Bahn. .... entweder schläft man hier als Japaner...






oder man fummelt am Handy rum:



Würde ich gern mal in Japan wohnen? Ich denke nein, das ist mir einfach alles zu anstrengend. Ist Japan ein unglaublich faszinierendes Land, welches man in seinem Leben bereist haben sollte, in welches ich auch zurückkehren werde?

JA!

In dem Sinne


さようなら- Sayonara Japan ! (Auf Wiedersehen)


oder wie wir Japan-Experten sagen würden:


nicht ganz komplette Achtelnote - Alpha - c falsch rum - kleines Kreuz -kleines Alpha mit Strich drüber - fünf

Donnerstag, 13. März 2014

All Nippon Airlines nach Tokio - Eine Geschichte von Tackernadeln und Pyjamas

Es ist 2:27 mitten in der Nacht japanischer Zeit. Ich bin 23:00 ins Bett gegangen. Ich bin ausgeschlafen und an weiterschlummern ist nicht zu denken. Jet-Lag ist ein riesengroßer Arsch!

Somit ist Zeit für den nächsten Eintrag auf dem Blog, in dem ich auf den Hinflug mit ANA Airlines in ihrer Boeing 777-300 ER zurückblicken möchte.

Extrem kurz zusammengefasst war der Flug wie folgt:

einsteigen-staunen-essen-schlafen-essen-trinken-essen-trinken-essen-trinken-essen-trinken-aussteigen.


Geographisch zusammengefasst war der Flug in etwa so:

einsteigen in Frankfurt - essen bis St. Petersburg - schlafen bis Wladiwostok - essen bis Tokio - aussteigen am Flughafen in Narita


Ein wenig mit mehr Wörtern beschrieben:

2 Stunden vor Abflug kam ich in Frankfurt an. Ich bin in den letzten 2 Jahren ca. 50 mal von Frankfurt gestartet. Ich kenne den Flughafen, obwohl seiner großen Größe, wie meine Westentasche. Recht flott fand ich die 4 Check in Schalter für meinen Flug, die wie folgt gefüllt waren:

Schalter 1 und 2 für Economy: gefühlte 100 Leute in einer nicht endenden Schlange
Schalter 3: Vielflieger und Business Class: 15 Leute
FirstClass: Leer

Vor den jeweiligen Schlangen stand jeweils ein Mitarbeiter des Flughafens, der checkte ob man sich richtig angestellt hatte. Für die FirstClass war dieser Mensch gerade abgelenkt und ich ging so einfach Richtung Schalter als mich der Mann von hinten ansprach: "Sir, are YOU flying FirstClass today?"

Das "You" war in etwa das ungläubigste "du", welches ich seit langer Zeit gehört habe. Ja ich bin halt Peter vom Dorf, ich bin kein Vorstandsvorsitzender oder der Kaiser von China...darf ich dennoch einchecken?

Ich bejahte die Frage, ich checkte ein und war in 15 Minuten in der Senator Lounge, die ich auch bereits seit langem kenne. Mit Absicht habe ich hier nur sehr wenig gegessen, da ich jeden cm³ meines Magens für Drinks und Essen im Flieger aufsparen wollte. Normal ist es genau andersherum auf meinen Flügen: In der Lounge esse ich so viel, dass ich teilweise in den Flieger "reinrolle", um dort ja nichts mehr von dem Flugzeugessen anrühren zu müssen.

Mein Ticket:



Natürlich stieg ich auch hier wieder als erstes in den Flieger ein. Abgerundete 7 Stewardessen, denen alle das Lächeln mit stabilen Stahltackernadeln bis hinter die Löffel getackert wurde, begrüßten mich mit einer Verbeugung und begleiteten mich zu meinem Sitz....meine Kinnlade knallte so laut nach unten als ich den Sitz sah, dass der Pilot dachte, die Ladeluke wurde gerade bereits geschlossen. WAS FÜR EIN RIIIIESENSITZ! mit ganz vielen Knöpfchen, extra Ablageflächen, Massagefunktion und einem riesigen Bildschirm! Hätte jemand eine "Home Sweet Home" Fußmatte vor den Sitz gelegt, ich wäre sofort eingezogen in dieses, in ein Flugzeug verankerte, Prunkstück.

Sitz:

Meine Jacke wurde mir abgenommen. Die Stewardessen kamen in Folge handgezählte 13 mal vorbei vor dem Start. Folgende Dinge wurden gebracht:

- Amnity Kit (Waschzeug, teures Parfum, Zahnbürste etc...) - Foto ist von einer anderen Website geklaut :)

- Champagner


- Ein Pyjama (das letzte mal, als ich einen Schlafanzug trug war, als die Backstreet Boys cool waren, Lothar Matthäus noch Selbstachtung besaß und die SPD über 26% der Stimmen bei der Bundestagswahl bekam

- mehr Champagner

- Zeitungen, Augenmasken, Lippenbalsam

- zwischendrin mal ein Bier

- sie kamen auch einfach mal vorbei um sich vorzustellen

- meinen Pass haben sie auch abgeholt um meine Einreiseunterlagen für mich vorzuschreiben. Was auch eine super Idee war, da meine Handschrift nicht die Beste ist.

Ich wechselte später in den Pyjama (das Ding sah kacke aus, aber bequem). Alle anderen FirstClass Passagiere machten das auch. Da der Mensch ein Herdentier ist, zog ich mich also auch auf der Toilette um. Ich hab den Schlafanzug geklaut, mal gucken wer als nächstes Geburtstag hat und aussieht, als würde er/sie einen Schlafanzug brauchen...


Der Flug ging los und sollte 10 Stunden und 45 Minuten dauern....ach von mir aus auch länger :)


Die Menüs wurden ausgeteilt. Es gab eine japanische- und eine westliche Variante. Ich sagte der Stewardess, dass ich noch nie wirklich japanisches Essen gegessen habe. Ich würde also gerne die Highlights des japanischen Menüs essen wollen und ein paar westliche Sachen dazuwerfen (Steak, Kaviar).

Wortwörtlich sagte ich der guten Tackerfrau auf Englisch: "Ich habe Hunger und sie sind jetzt meine Frau dafür! Mixen sie mir irgendwas tolles zusammen, sparen sie nicht am Sake (japanischer Wein) und an der Anzahl der Gänge. Ich bin mir sicher, sie werden mich sehr happy machen". Die Stewardess lächelte (was auch sonst... Tacker und so...) und verschwand in die Küche.

Und das wilde rumgeesse begann. Hier ein paar Bilder davon.


Gruß aus der Küche (hab artig zurückgegrüßt)

Kaviar (musste mir beim Nachbarn abgucken, wie man das isst)

Roher Thunfisch und Tentakel vom Oktopuss

Ein kurzes Video meiner amateurhaften Stäbchen-ess-Fähigkeiten:


Schweinebauch mit irgendwelchem Gemüse, welches ich nicht kenne. im Hintergrund hab ich mich grad durch alle Sake`s des Flugzeugs getestet (als ob ich davon Ahnung hätte :) )
 

Steak mit Pilzen (glaube ich)


Jack Daniels Black Label und Eis mit Schmetterling
 
Danach bin ich kurz ins Badezimmer gegangen. Ja dieser Raum ist keine Flugzeugtoilette, es ist ein Badezimmer in der First. Ich bat darum, mein Bett zuzubereiten. Das letzte Mal als ich jemanden bat, mein Bett herzurichten
war ca. 1995 und der Empfänger dieser Bitte war meine Mutter....verrückt :)

Mein Bett wurde gemacht. Der Sitz wurde flachgestellt, eine Matratze draufgelegt und ich bekam Kissen und Decke.

Ich war leicht angetrunken, unendlich gesättigt und schlief für die nächsten 6-7 Stunden.

Das Bett


Ich wachte auf und bestelle Frühstück. Ich putze meine Zähne und die Stewardess baute mein Bett zurück. Das Frühstück wurde mir gebracht und bei einer Speise wurde mir gesagt "und das hier ist xxx (habe nicht verstanden was es war, wie immer). Das ist eine japanische Spezialität. Nicht jeder mag das, es ist sehr speziell".

Genau bei diesem letzten Satz schrillen bei mir immer die Alarmglocken. Ich esse nun wirklich, wenn ich unterwegs bin, nahezu alles. Ich reise auch um andere Dinge zu essen, die ich zu Hause nicht bekomme. Jedes mal, wenn ich aber diesen Satz hörte, war das jeweilige Essen ziiiiiiiiemlich gewöhnungsbedürftig. Sei es in China oder Frankreich oder auf den Seychellen. Ich weiß, bei diesem Satz heißt es entweder schnell runterschlucken, oder wenn noch möglich, weit wegrennen.

Ich glaube dieser Satz ist mittlerweile auch ein internationaler Code für grenzwertiges Essen. Merkt euch also bitte für den Moment, wenn ihr einen Ausländer zum Essen einladen dürft und es Eisbein oder Blutwurst gibt, sagt bitte folgenden Satz: "Ja, das kannst du bestellen, aber das ist sehr speziell, das mag nicht jeder"! Danke

Das Frühstück war neben der besagten Speise auch wieder richtig gut. Der Fisch war super lecker und die Miso-Suppe ein Gaumenschmaus:

japanisches Frühstück



Oben Links im ersten Bild sieht man besagte Speise. Ich habe die Konsistenz dieses traumhaften Gerichts in einem Video festgehalten :)


Die restlichen 2 Stunden Flugzeit verbrachte ich mit aus dem Fenster gucken, Champagner trinken (hey, das macht man scheinbar so in der FirstClass, mein Nachbar hat das getan!). Ach übrigens Nachbar ist hier auch eigentlich das falsche Wort. Dieser Mann mittlererem Alters saß gefühlt in einer anderen Zeitzone. Nur nach einem 2-3 Minuten Marsch durch das Flugzeug, konnte ich ihn überhaupt am Horizont erahnen ! ;)

Wir landeten Ortszeit gegen 16:15. Wir dockten an und die FirstClass Passagiere verließen das Flugzeug. Bis auf Peter...ich machte noch ein paar Bilder, zog mich langsam an, trank den letzten Schluck Krug Champagner aus (bezahlt ist bezahlt) und trottete langsam los. Beim Umdrehen bemerkte ich, dass wegen mir die ganzen Business Class Passagiere gar nicht aussteigen durften, weil sie auf mich warten mussten. HUUUUPPPPSSSSS ...  :)

Hallo Japan :)
 
Das Flugzeug

Nach einer kurzen Busfahrt war ich auch schon im Hotel und bin gleich 2 Runden im Pool geschwommen, um einigermaßen lange wach zu bleiben am ersten Abend. Das hat nicht geklappt.


Egal, ich bin gut angekommen, der Bus Richtung Disneyland Tokio wartet jetzt gerade auf mich und ich muss los. Auf gehts Japan, zeig mir was du aufm Kasten hast :) !

Montag, 10. März 2014

Vor der Reise...oder auch wie buche ich einen Flug von Bangkok nach Singapur ohne ein Kreditkartenbetrüger zu sein?

Asien...was kommt dem normalsterblichen Deutschen in den Sinn, wenn er über den größten Kontinent der Erde berichten soll? Folgende Zitate konnte ich meinem Umfeld in den letzten Monaten entlocken, nachdem ich sie in meinen Plan, eine Asien Rundreise zu machen, einweihte:

"Die essen doch allen Pfurz dort ! Hunde und so...!"

"Bringst du mir bitte einen Sumo-Ringer aus Japan mit?"

"Du warst doch gerade erst im Urlaub...willst du mich eigentlich veräppeln?"

und mein persönlicher Favorit:

"Denk dran Peter, bei Frauen, die du in Thailand abschleppen willst: Guck erst nach ob da ein Adamsapfel vorhanden ist, oder nicht !"


Ich lasse die ganzen Bemerkungen mal kommentarlos stehen! Was habe ich aber überhaupt vor?

Durch einigermaßen cleveres umgehen mit Meilen, welche ich zum Teil gesammelt und/oder gekauft habe, konnte ich mir einen Hin- und Rückflug nach Asien meiner Wahl leisten. In diesem Flug inbegriffen war auch ein sogenannter "Stop-over" in einer Stadt nach meinem Gusto. Sprich ich konnte mir noch einen weiteren Zielort meiner Wahl aussuchen, von dem ich zurückfliegen könnte.

Route:

Ich wollte definitiv nach Japan, somit war der Hinflug schnell gefunden: Frankfurt nach Tokio sollte es sein. Nun hatte ich die Qual der Wahl: Welche weitere Metropole wollte ich mir zusätzlich anschauen? Singapur? Bangkok? Abmatten auf Koh Samui? ... auf alle 3 fiel die Wahl! Somit sah die finale Strecke, nach ein wenig klugem basteln, verhandeln mit den Airlines und ein paar hinterlistigen Buchungstricks, so aus:

Frankfurt-Tokio(Japan)-Seoul(Südkorea)-Bangkok(Thailand)-Koh Samui(Thailand)-Singapur-Bangkok-Frankfurt

Auf einer Karte sieht der asiatische Teil ungefähr so aus:



Nun aber das Beste. Es gibt bekanntlich 3 "Klassen" auf den meisten Langstreckenflügen.

Economy: Leute wie du und ich fliegen economy class - oder auch Holzklasse. Menschen, die fliegen um anzukommen und Geld sparen wollen fliegen in der einzig bezahlbaren Buchungsklasse. Economy Class auf der Langstrecke fliegen ist in etwa so wie einen 2 Meter großen Basketballer 10 Stunden in einen Smart sperren, ihm dabei noch 2 wohlbeleibte Sitznachbarn an die Seite setzen, bei denen die letzten 14 Diäten leider eher zu einem Jo-Jo-, statt einem Abnehmeffekt führten. Zu guter letzte füttert man besagten überdimensional großen Ballsportler noch mit Essen, welches in etwa so Geschmacksintensiv ist wie 3 hektar Tapete....weiße Raufasertapete...zu sehr aufgeheizte, gaumenverbrennende Raufasertapete!

Business Class: Leute die entweder ziemlich wohlhabend sind oder die beruflich unterwegs sind und die Firma zahlt fliegen Business Class. Business Class Passagiere haben einen größeren Sitz, der sich auch noch zu einer flachen Liege umfunktionieren lässt. Das Essen ist meist mit dem aus einem soliden Restaurant um zu vergleichen und man wird allgemein wie ein Mensch behandelt und nicht wie ein Zuchthuhn aus der Economy Klasse.

First Class: Ein FirstClass Flug ist Staubzucker in den Popo pusten mit Anlauf. Der Sitz im Flugzeug ist nicht wirklich ein Sitz...es ist ein Bett auf dem man auch mal sitzen darf. Das Essen ist besser als alles was man in bezahlbaren Restaurants der Welt bestellen kann. Die Flugbegleiterinnen behandeln einen so, als wären sie die leibliche Mutter und man ist selbst der kleine Zögling der Stewardess. Ein Kind, welches gerade erst auf dem Weg der Besserung nach einer Grippe ist und mit Wick Vaporub eingeschmiert werden möchte an einem Tag, an dem dieses Kind eine 1 in der Matheprüfung mit nach Hause gebracht hat und zeitgleich aber auch das Zimmer aufgeräumt hat (ohne Aufforderung) ! Man trinkt teuren Champagner und Whiskey der älter ist, als man selbst.... Ich hoffe ich konnte mit diesen wenigen Worten illustrieren wie toll ein FirstClass Flug ist. Der einzige Nachteil: Solche Flüge sind einfach nicht bezahlbar. Sie kosten oft mehrere tausend Euro pro Flug...

Hier meine Erfahrungen bisher, welche Leute sich einen FirstClass Flug nach Japan leisten würden:

1) Der japanische Kaiser
2) Der Chef von Sony, auf dem Weg noch ein paar Playstations in Europa zu verkaufen
3) Die Frau vom japanischen Kaiser (je nach dem wie die kaiserliche Ehe grad läuft, sitzt die werte Frau Kaiserin auch gern mal in der Economy)
4) Peter Kretschmar

Wer passt hier also nicht rein? Richtig, der Sony Chef müsste eigentlich einen Privatjet haben, oder?

Nee Spaß beiseite, durch meine gesammelten Flugmeilen war es mir dieses mal vergönnt selbst alle Flüge für diesen Trip in FirstClass zu buchen. Durch das verrückte Routing würde ich sogar in den Genuss 3er verschiedener FirstClass Airlines kommen, namentlich ANA (All Nippon Airlines) aus Japan, Asiana Airlines aus Südkorea und Thai Airways aus Thailand.

Zugegebenermaßen sind also ein großes Highlight meines Trips alleine schon die Flüge :)

Hier ein kurzes Video welches 7 Minuten lang ist. Die ersten 2 Minuten geht es um die Economy, dann 2 Minuten um die Business und den Rest des Videos sieht man die FirstClass eines ANA Flugzeugs, wie ich es Mittwoch besteigen werde.

 




Grundsätzlich hatte ich also große Lust die asiatische Kultur näher kennenzulernen, Freizeitparks zu besuchen (ich LIIIIIIIEEEBBBBEE Achterbahnen), aber auch ein wenig Sonne zu tanken und Zeit am Strand zu verbringen. Geholfen hat mir dabei wie immer Tina, die ich weiterhin mit ihrer Reiseagentur Destination K! (http://destination-k.de/) uneingeschränkt empfehlen kann. Wenn ihr einen Trip buchen wollt, schreibt sie einfach an, sie wird euch definitiv super weiterhelfen können !

Nachdem ich also all meine Ideen zusammengeworfen hatte, 3 mal schüttelte, kam die perfekte Reise für das kleine Peterchen zusammen:



Morgen geht es also los...und genau heute habe ich die letztens Hotels und Flüge gebucht. Lustige Anekdote am Ende des ersten Blog Eintrags:

Heute rief mich meine Flugbuchseite an und fragte mich ob meine Kreditkarte gestohlen sei. Ich bekam sofort extremen Bammel, dass dies wirklich der Fall sei und fragte, wieso sie die Frau am anderen Ende dies denken würde. "Auf ihrer Kreditkarte wurde ein Flug von Bangkok nach Singapur gebucht...das ist die typische Route der Kreditkartenbetrüger" ich musste am Telefon schmunzeln obgleich dieser eigentlich ernstgemeinten Frage .... und so wich meine Angst und die Vorfreude auf eine tolle Reise setzte sich durch ......